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Die Piratenpartei Österreichs unterstützt das DiEM25 Manifesto.
Obwohl sich die Mächtigen in Europa so um ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit, um Migration und Terrorismus sorgen, jagt ihnen nur eines wirklich Angst ein: die Demokratie! Sie berufen sich auf die Demokratie, aber nur, um sie in der Praxis zu verleugnen, auszutreiben und zu unterdrücken. Sie wollen die Demokratie für sich vereinnahmen, umgehen, korrumpieren, mystifizieren, usurpieren und manipulieren, um ihre Energie zu brechen und ihre Möglichkeiten zu blockieren.
Denn eine Herrschaft der Völker Europas, eine Regierung durch den Demos ist der gemeinsame Alptraum:
Die Europäische Union war eine außerordentliche Leistung. Sie hat europäische Völker, die unterschiedliche Sprachen sprechen und unterschiedliche Kulturen pflegen, in Frieden zusammengeführt und damit bewiesen, dass es möglich ist, einen gemeinsamen Rahmen der Menschenrechte auf einem Kontinent zu errichten, auf dem vor noch nicht allzu langer Zeit mörderischer Chauvinismus, Rassismus und Barbarei herrschten. Die Europäische Union hätte der sprichwörtliche Leuchtturm sein können, sie hätte der Welt zeigen können, wie aus jahrhundertelangen Konflikten und Bigotterie Frieden und Solidarität entstehen können.
Doch leider trennen eine gemeinsame Bürokratie und eine gemeinsame Währung heute die europäischen Völker, die trotz unterschiedlicher Sprachen und Kulturen auf dem Weg zur Einigung waren. Eine Verschwörung kurzsichtiger Politiker, ökonomisch naiver Beamter und in Finanzdingen inkompetenter „Experten“ unterwirft sich sklavisch den Beschlüssen der Finanz- und Industriekonzerne, entfremdet die Europäer einander und schürt eine gefährliche europafeindliche Stimmung. Stolze Völker werden gegeneinander aufgestachelt. Nationalismus, Extremismus und Rassismus erwachen wieder.
Im Zentrum unserer zerfallenden EU liegt ein böser Betrug: Ein durch und durch politischer, undurchsichtiger und autokratischer Entscheidungsprozess wird zu einem „unpolitischen“, „rein technischen“, „prozeduralen“ und „neutralen“ Verfahren erklärt. Dessen Zweck ist es, die Europäer daran zu hindern, eine demokratische Kontrolle über ihre Währung, ihre Finanzen, ihre Arbeitsbedingungen und ihre Umwelt auszuüben. Der Preis dieser Täuschung ist nicht nur das Ende der Demokratie, sondern auch eine schlechte Wirtschaftspolitik:
Wir sehen uns zwei gleichermaßen bedrohlichen Optionen gegenüber:
Es muss noch einen anderen Weg geben. Und es gibt einen anderen Weg!
Gegen diesen Weg sträubt sich das offizielle „Europa“ mit jeder Faser seiner autoritären Gesinnung:
Ein demokratischer Aufbruch!
Unsere Bewegung DiEM25 möchte genau zu einem solchen Aufbruch aufrufen.
Hinter DiEM25 steht ein einfacher, radikaler Gedanke:
Demokratisieren wir Europa! Denn die EU wird entweder demokratisch sein, oder sie wird zerfallen!
Unser Ziel, Europa zu demokratisieren, ist realistisch. Es ist nicht utopischer, als es die Gründung der ursprünglichen Europäischen Union war. Tatsächlich ist es weniger utopisch als der Versuch, die bestehende, antidemokratische, zerfallende Europäische Union am Leben zu halten.
Unser Ziel, Europa zu demokratisieren, ist äußerst dringlich, denn wenn wir nicht schnell beginnen, könnte es unmöglich werden, den institutionalisierten Widerstand aufzubrechen, bevor Europa den Punkt erreicht hat, von dem an eine Umkehr nicht mehr möglich ist. Wir setzen für diesen Prozess ein Jahrzehnt an, bis 2025.
Wenn wir es nicht schaffen, Europa innerhalb maximal eines Jahrzehnts zu demokratisieren, wenn es den autokratischen Mächten in Europa gelingt, die Demokratisierung abzuwürgen, dann wird Europa unter seiner Hybris zusammenbrechen, zersplittern, und sein Sturz wird ungekannte Not verbreiten – überall, nicht nur in Europa.
In den Nachkriegsjahrzehnten, in denen die EU erbaut wurde, wurden nationale Kulturen in einem Geist des Internationalismus, der Überwindung von Grenzen, gemeinsamen Wohlstands und eines steigenden Lebensstandards wiederbelebt, alles Entwicklungen, die die Europäer einander näher brachten. Aber im Herzen des Integrationsprozesses lag ein Schlangenei.
Ökonomisch betrachtet, begann die EU als ein Kartell der Schwerindustrie (später bezog sie noch die Bauern mit ein), das entschlossen war, die Preise zu diktieren und die Gewinne des Oligopols durch die Brüsseler Bürokratie zu verteilen. Das im Entstehen begriffene Kartell und seine in Brüssel beheimateten Verwalter fürchteten den Demos und verachteten die Idee einer Regierung durch das Volk.
Geduldig und methodisch wurde der Prozess der Entscheidungsfindung entpolitisiert, mit dem Ergebnis, dass der Demos langsam, aber stetig aus der Demokratie verschwand und jegliche politische Entscheidungsfindung in einen alles überwuchernden pseudo-technischen Fatalismus gehüllt wurde. Die nationalen Politiker wurden gut dafür entlohnt, dass sie dabei mitmachten, die Kommission, den Rat, den Finanzministerrat Ecofin, die Eurogruppe und die EZB in politikfreie Zonen zu verwandeln. Wer sich diesem Prozess widersetzte, bekam das Etikett „Europagegner“ verpasst und galt als eklatanter Außenseiter.
So nahm der Betrug im Herzen Europas seinen Anfang und führte zur institutionellen Verpflichtung auf eine Politik führte, die heute deprimierende Wirtschaftsdaten und vermeidbare wirtschaftliche Not hervorbringt. Auf dem Weg blieben elementare Prinzipien, denen sich ein zuversichtlicheres Europa früher verpflichtet gefühlt hatte:
Es war unvermeidlich, dass Europas Kartell der sozialen Marktwirtschaft daran scheiterte, nach der großen Rezession von 2008 wieder Tritt zu fassen; doch in Reaktion darauf gebärden sich die europäischen Institutionen, die schuld an dem Scheitern waren, heute autoritärer denn je. Je mehr sie die Demokratie ersticken und je rascher ihre politische Autorität an Legitimität verliert, desto stärker werden die Kräfte der wirtschaftlichen Rezession und desto dringlicher erscheint ihnen ein noch autoritäreres Auftreten. Und so erlangen die Feinde der Demokratie neue Macht, während sie an Legitimität verlieren, und Hoffnung und Wohlstand bleiben den Wenigen vorbehalten, die sie – abgeschirmt vom Rest der Gesellschaft – nur hinter Toren und Zäunen genießen können.
Dieser Prozess läuft unbemerkt ab und sorgt dafür, dass sich Europas Völker in der Krise nach innen und gegeneinander wenden und vorhandene chauvinistische und fremdenfeindliche Tendenzen sich verstärken. Die Privatisierung der Angst, die Furcht vor dem „anderen“, die Nationalisierung von Ambitionen und die Renationalisierung der Politik können eine toxische Auflösung gemeinsamer Interessen bewirken, unter der Europa nur leiden wird. Europas jämmerliche Reaktion auf die Banken- und Schuldenkrise und die Flüchtlingskrise sowie das Fehlen einer kohärenten Strategie in der Außen- und Zuwanderungspolitik und bei der Bekämpfung des Terrorismus illustrieren, was passiert, wenn der Begriff Solidarität seinen Sinn verliert. Beispiele dafür sind:
Der Realitätssinn verlangt, dass wir uns vornehmen, in einem realistischen Zeitrahmen bestimmte Ziele als Meilensteine zu erreichen. Deshalb setzt sich DiEM25 vier Durchbrüche in regelmäßigen Zeitabschnitten zum Ziel, um bis 2025 zu einem vollkommen demokratischen, funktionierenden Europa zu gelangen.
Heute kommt es den Europäern so vor, als würden die EU-Institutionen sie überall im Stich lassen. Von Helsinki bis Lissabon, von Dublin bis Kreta, von Leipzig bis Aberdeen spüren die Europäer, dass eine große und dringliche Entscheidung auf sie zukommt, die Entscheidung zwischen echter Demokratie und schleichender Auflösung. Wir müssen uns zur Einigkeit entschließen, um dafür zu sorgen, dass Europa die Wahl trifft, die auf der Hand liegt: echte Demokratie!
Auf die Frage, was wir wollen und wann wir es wollen, antworten wir:
SOFORT: Volle Transparenz bei der Entscheidungsfindung
INNERHALB VON ZWÖLF MONATEN Die aktuelle Wirtschaftskrise mit den bestehenden Institutionen und im Rahmen der bestehenden EU-Verträge angehen
Europas gegenwärtige Krise entfaltet sich gleichzeitig in fünf Bereichen:
Für alle fünf Bereiche sind gegenwärtig die nationalen Regierungen zuständig, die aber handlungsunfähig sind. DiEM25 wird detaillierte politische Vorschläge vorlegen, wie alle fünf Bereiche europäisiert werden können, während gleichzeitig die willkürliche Macht Brüssels zurückgedrängt und die Macht an die nationalen Parlamente, an Regionalräte, an Stadtparlamente und Kommunen zurückgegeben wird. Die politischen Vorschläge werden darauf abzielen, bestehende Institutionen wieder stärker zu beteiligen (durch eine kreative Neuinterpretation vorhandener Verträge und Satzungen), um der Krise der Staatsschulden, der Banken, der Investitionsschwäche und der wachsenden Armut entgegenzutreten.
INNERHALB VON ZWEI JAHREN: Eine Verfassunggebende Versammlung
Das Volk Europas hat ein Recht, sich mit der Zukunft der Union zu befassen, und die Pflicht, aus Europa (bis 2025) eine voll entwickelte Demokratie mit einem souveränen Parlament zu machen, das die nationale Selbstbestimmung respektiert und die Macht mit den nationalen Parlamenten, mit Regionalversammlungen und Gemeindeparlamenten teilt. Dafür muss eine Versammlung seiner Repräsentanten einberufen werden. DiEM25 wird für eine Verfassunggebende Versammlung werben, die aus Vertretern besteht, die über transnationale Listen gewählt werden. Wenn heute Universitäten in Brüssel Forschungsfinanzierung beantragen, müssen sie länderübergreifende Allianzen bilden. Genauso müssen auch bei den Wahlen für die Verfassunggebende Versammlung Wahllisten vorliegen, auf denen Kandidaten aus vielen europäischen Ländern stehen. Die Versammlung, die daraus hervorgehen wird, wird die Befugnis haben, über eine künftige demokratische Verfassung zu entscheiden, die innerhalb eines Jahrzehnts die bestehenden europäischen Verträge ersetzen wird.
BIS 2025: Umsetzung der Beschlüsse der Verfassunggebenden Versammlung
Wir, die Völker Europas, haben die Pflicht, uns die Kontrolle über unser Europa von nicht rechenschaftspflichtigen „Technokraten“, Politikern, die ihre Komplizen sind, und dubiosen Institutionen zurückzuholen.
Wir kommen aus allen Teilen des Kontinents und sind vereint durch unterschiedliche Kulturen, Sprachen, Akzente, parteipolitische Ausrichtung, Hautfarbe, Geschlecht, Glaubensüberzeugungen und unterschiedliche Vorstellungen, wie eine gute Gesellschaft aussieht.
Wir bilden DiEM25 in der Absicht, von einem Europa nach dem Motto „Wir, die Regierungen“ und „Wir, die Technokraten“ zu einem Europa nach dem Motto „Wir, die Völker Europas“ zu gelangen.
Unsere vier Grundsätze lauten:
Wir schließen uns einer großartigen Tradition von Europäern an, die jahrhundertelang gegen die angebliche „Weisheit“ gekämpft haben, dass Demokratie ein Luxus ist und die Schwachen zu erleiden haben, was sie müssen.
Entsprechend bekennen wir uns mit Herz, Verstand und Willen zu diesen Verpflichtungen und erklären:
Wir rufen unsere europäischen Mitmenschen dazu auf, sich uns unverzüglich anzuschließen und mit uns die Bewegung zu gründen, die wir DiEM25 nennen, um
Wir sind der Meinung, dass das Modell nationaler Parteien, die im Europäischen Parlament flüchtige Allianzen eingehen, überholt ist. Der Kampf um Demokratie von unten (auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene) ist nötig, aber er kann nicht ohne eine internationalistische Strategie geführt werden, die auf eine paneuropäische Koalition für die Demokratisierung Europas abzielt. Die europäischen Demokraten müssen erst zusammenkommen, eine gemeinsame Agenda beschließen und dann Wege finden, um sie mit Kommunen und auf regionaler und nationaler Ebene zu realisieren.
Unser übergreifendes Ziel, die Europäische Union zu demokratisieren, ist mit dem Wunsch verwoben, die (ökonomische, politische und gesellschaftliche) Selbstregierung auf lokaler, kommunaler, regionaler und nationaler Ebene zu fördern; die Korridore der Macht für die Allgemeinheit zu öffnen; soziale und bürgerschaftliche Bewegungen aufzunehmen, und alle Ebenen der Regierung von der Macht der Bürokratien und der Unternehmen zu befreien.
Wir glauben an ein Europa der Vernunft, der Freiheit, der Toleranz und der Fantasie, das ermöglicht wird durch Transparenz in allen Bereichen, wahre Solidarität und echte Demokratie.
Wir wollen
Carpe DiEM25
www.diem25.org
Ich bin der Auffassung, dass das Manifest zwar grundsätzlich in die richtige Richtung weist, meine aber, das Hauptproblem der real existierenden EU verstärkt bei den nationalen Regierungen zu finden, die eben ihre nationalen Interessen in den Vordergrund und die Einheit Europas in den Hintergrund stellen. Deshalb brauchen wir mehr Europa, europäische Standards in vielen Bereichen - ökologisch, sozial, bildungspolitisch - wir brauchen vergleichbare Lebensbedingungen, was z.B. Löhne oder das Gesundheitssystem angeht - es braucht ein gemeinsames und solidarisches Vorgehen, was die Zuwanderung und den demographischen Wandel anbelangt etc. - und letztlich brauchen wir eine europäische Regierung. Eine Renationalisierung halte ich für falsch. Was die Demokratisierung angeht, die Transparenz, die Abkehr von der Austeritätspolitik usw, bin ich voll dabei - nur bleibt da auch vieles vage und es stellt sich dann auch die Frage, wie diese weißen Flecken im Manifest dann in der Folge gefüllt werden. So pauschal zustimmen, ohne dass wir da irgend eine Möglichkeit der Einflussnahme für die Zukunft haben, mag ich eigentlich nicht wirklich, zumal ich der Auffassung bin, dass da einiges was wir im Programm stehen haben, schon wesentlich weiter ist. Ich sag mal so, ich begrüsse das Manifest - aber damit wir es als Piratenpartei einfach so blanko unterschreiben, ist mir da vieles zu vage.
den zielen von DiEM25 kann man glaub ich ohne bedenken zustimmen
erreicht werden sollen sie mit demokratischen mitteln in der (nicht wirklich demokratischen) EU deshalb ist DiEM25 natürlich zum scheitern verurteilt