Initiative i3519: Kein Programmpunkt zu diesem Thema (= gegen die Begünstigung von Gutverdienern)
 Ja: 39 (75%) · Enthaltung: 7 · Nein: 13 (25%) · Angenommen
Letzter Entwurf vom 06.09.2013 um 10:07 Uhr · Quelltext

Antrag

Kein Antrag zu diesem Thema. Fair Trade Produkte sind ein Thema für Gutverdiener. Der sprichwörtliche "kleine Mann" hat nicht die finanzielle Option, diese Produkte zu kaufen. Damit handelt es sich bei der Reduktion der Mehrwertsteuer im Kern um eine Begünstigung von Gutverdienern, die finanziell in der Lage sind, sich diese Produkte zu leisten.
 

Begründung

Nicht nur die Unternehmen in den Entwicklungsländern sind auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, auch unsere Unternehmen sind das. Fair Trade Produkte sind nicht nur ein bisschen teurer als "Standardprodukte", sie sind ordentlich teurer. Das bedeutet für den größten Teil der Kundschaft, dass diese Produkte nicht für sie bestimmt sind. Teuer bedeutet aber für den Handel, dass seine Margen steigen. Bei fair trade (und Bio) können diese höheren Margen optimal mit einem "wir sind eh so nett und fair" Marketing verbunden werden. Das ist der Grund, weshalb er diese Produkte überhaupt führt. Und nicht weil er tatsächlich so nett und freundlich ist.
 

Fair Trade fördert den Export. Das bedeutet, dass nach wie vor vor Ort keine regionalen Versorgungsstrukturen aufgebaut werden. Nicht, dass es die Alternative besser machen würde - aber Fair Trade leistet das eben auch nicht.
 

Fair Trade zahlt Mindestpreise. Liegen aber die Weltmarktpreise höher als die Mindestpreise, so kriegt der Bauer nicht mehr. Zudem gibt es keine Mindestabnahmemengen. Wenn ein Bauer zu viel produziert, muss er den Rest konventionell verkaufen. Dieser "Rest" kann bis zu 80% der gesamten Ernte betragen. Erkennen kann man solche Entwicklungen daran, wenn sich die Preise konventioneller Güter manchmal an die von Fair Trade Güter annähern (Banane, Kaffee,...) und dann wieder auseinandergehen. Eigentlich müsste der preisliche Abstand konstant sein, wenn man von konstanten Kosten bei Logistik und Verkauf ausgeht - ist es aber nicht.
 

Fair Trade hilft den ganz armen Bauern nicht. Wieso? Weil die gar nicht am organisierten Handel teilnehmen können. Die versorgen sich selbst und geben maximal regional ein klein wenig davon ab.
 

Fair Trade lehnt Kinderarbeit ab. Kinderarbeit wird dort aber nicht deshalb gemacht, weil die Bauern auf der faulen Haut liegen und ihre Kinder für sich schuften lassen, sondern weil ihre Arbeitskraft notwendig ist. Wirtschaftlich gesehen liegen die ein halbes Jahrhundert hinter uns - also einer Zeit, wo auch bei uns Kinder noch kräftig am Bauernhof mit anpacken mussten, damit der funktionierte. Mithelfen schließt Bildung nicht aus. Man braucht beides. Ein Verbot bringt allerdings niemanden weiter.
 

Fair Trade orientiert sich damit im wesentlichen nur am guten Gefühl gutsituierter westlicher Konsumenten ohne jede Einsicht in die Lebensrealität der bäuerlichen Strukturen in diesen Ländern, die sich ein gutes Gewissen erkaufen möchten. Der Handel freut sich über die höheren Margen. Wir sollten das nicht auch noch mit einem Wegfall der Mehrwertsteuer auf diese Produkte belohnen.
 

http://derstandard.at/1329870275402/Fairtrade-Was-falsch-sein-kann-am-fairen-Handel

http://www.gegenstandpunkt.de/radio/2013/ga130218.html