ad 3) Gäbe es keine Zinsen welches Interesse hätte jemand, z.B. eine Bank noch Geld zu verborgen ?
am 24.06.2013 um 15:48 Uhr

ad 1) cool,

ad 2) cool,

ad 3) ein Jahrtausende existierendes System ohne dramatische Auswirkungen abzuschaffen ist im Mindesten riskant. Es muss vor Einführung als Wirtschaftsethik erst in Thesen durchdacht und getestet werden. d.h. zwingend zuvor in objektiver, genauer Analyse gegen Alternativ-thesen getestet werden. Als politische Partei existiert auch eine Verantwortung gegenüber der Bevölkerung mit Ihnen keine riskanten Experimente durchführen zu wollen.

ad 4) alternative Währungssysteme - ja bitte - Güter, auch immaterielle Güter (Bitcoins) dürfen auch derzeit einen Wert besitzen und es darf mit ihnen getauscht werden. Infosoziale Marktwirtschaft bitte noch etwas genauer erklären - lux dein verlinkter Artikel macht über den Begriff leider gar nicht schlau - er kommt darin nicht einmal vor. :)

ad 5) die Wortwahl "Anwendung" würd ich erweitern zu "Förderung, Anwendung & Erforschung " - wobei hier der Fokus auf ebendiesem liegt und nicht ein zwingender Transformationsprozess der bestehenden Wirtschaft eingeläutet wird. Opensource-verfügbare Baupläne für die Anwendung in 3D Drucker machen hier ja bereits auch einen interessanten Anfang.
 

ad 3) ein Gedankenexperiment: Ein Beispiel für einen "Islamic accounts": Überziehungsrahmen gibt es entweder nicht, oder falls doch werden fixe Beträge (eben nicht orientiert an der Überziehung angesetzt), egal ob ich 10 oder 100 ausborge, ich zahl immer das gleiche. ⇒ "Schmäh ole". Ein prozentualer Betrag (Zins) ist da gerechter. http://www.lloydstsb.com/assets/media/pdfs/banking_charges_brochure.pdf

Sollten auch die fixen Gebühren abgeschafft werden (was ja logisch wäre, denn eine fixe Gebühr ist ja nix anderes als wiederum nur eben ein Teilbetrag des Gesamten nur eben zu variablen Zins), hieße das für einen Kreditgeber - außer des Gefühls einer Wohltat (wohl nur wenn der an einen Bedürftigen gegeben wurde) - keinen Anreiz.

Die Transition zu einem solchen System wäre ebenfalls gespickt mit Herausforderungen: Während die sofortige Abschaffung von Zinsen auf Guthaben schnell umsetzbar ist, besteht genauso kein Anreiz mehr für einen Kredit: Private würden die Kredite fällig stellen - wenn nicht gezahlt werden kann, Wohnungen, Häuser pfänden, die Leute auf die Strasse setzen.

Ein ähnliches Scenario der Auswirkung sehen wir derzeit am Immobilienmarkt in Spanien: Einziehung der Wohnung durch die Bank mit gefolgter Zwangsdelogierung. Da nicht nur einzelne sondern massenhaft Immobilien auf den Markt kommen, sinkt der Wert ins bodenlose, wer es sich leisten kann, vermietet/verkauft die Wohnung nicht, sondern lässt sie leerstehen und wartet auf bessere Zeiten....

Ein Ausweg: Der Staat (demokratische Banken?) könnte nun einspringen. Er könnte selbst alle Kredite übernehmen und auch selbst vergeben. Eine Verstaatlichung des Kreditwesens sozusagen wäre eine sozial erträgliche Lösung. Auch das sehen wir derzeit in Spanien. Mit ESM Rettungsfonds werden die Wohnungen der delogierten gekauft - ihnen aber nicht zurückgegeben. Das beiseite, dennoch das könnte man ja. Was hätte nun eine Verstaatlichung des Kreditwesens für Folgen ? Für den Staat ähnlich wie für den Privaten wären Bonitäts-"Ratings" immer noch notwendig. In diesem Fall nicht mehr darüber, wie hoch der Zinssatz ist, sondern ob die Person überhaupt einen Kredit für eine Wohnung/Haus bekommen darf. Sagt der Staat nein wars das eben. Und genauso gehts dem Staat im internationalen Geldverkehr. Gibt ihm keiner mehr Geld, wars das.

Staat und Einzelperson müssen also Sorge tragen stets möglichst liquide zu bleiben um anfallende Kosten decken zu können und sich nicht strafbar zu machen / illiquide zu werden. z.B. ein Nicht-Nachkommen einer Miete wäre neben der Vertragsverletzung des Mieters, im Falle, dass der Vermieter diese dem Mieter stundet, ein Delikt des Vermieters. Er müsste den Vermieter tagesaktuell aus der Wohnung delogieren um sich nicht strafbar zu machen. Genauso würde es dem Staat ergehen. Hätte er mal keine Geldmengen für soziale Leistungen, müssten diese ausbleiben.

Jetzt hätte der Staat aber noch die Möglichkeit sich Geld selbst zu schaffen, indem er die Nationalbank entweder wieder unter Hoheit der Regierung stellt und ihr gebietet für sich selbst Geld zu schaffen (derzeit ähnlich, wie bei der amerikanischen Fed, die U.S. Anleihen kauft - in Europa seit 1. Weltkrieg verboten, da u.A. hierdurch die Rüstungsindustrie finanziert wurde. Was hätte das für eine Auswirkung für den Wert des Geldes ? Es könnte weniger wert werden und dadurch eine Inflation verursachen. Inflation selbst jedoch ist die prozentuale Verringerung des Geldwertes, sozusagen ein versteckter "Zins" - der konsequenterweise ebenso verboten werden müsste. Sonst sind es ja nur Zinsen über die "Hintertür". Aber sollten nun Importgüter (z.B. aus China) teurer werden, weil die chinesischen Arbeiter endlich mehr verdienen und wir ihnen mehr zahlen, wäre auch dadurch eine Inflation verursacht. Möchte man das nicht müsste man international die Löhne fixieren, um stets gleich produzieren zu können. Das würde aber für die chinesischen Arbeiter bedeuten, dass sie bei ihrem derzeitigen Lohnniveau bleiben müssen. Wäre das gerecht ?

Wir haben uns hier aber nun schon von einem grundsätzlichen Prinzip der Demokratie, dem liberalen Prinzip, der Grundrechte etwas entfernt, dass ich das Gedankenexperiment abschließen möchte mit der Schlussfolgerung:

Ein solches Konzept sollte zuerst auf Plausibilität getestet werden, insbesondere dessen Folgen auf soziale Auswirkungen und auch Grundprinzipien der Demokratie.


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