Im Gegensatz zu vielen anderen Städten verfügt Graz über kein attraktives Fahrrad-Verleihsystem. Und das, obwohl Radfahren eine der wesentlichen Säulen der sanften Mobilität ist, obwohl Graz sich gerne als Fahrradstadt tituliert. Aber weder GrazerInnen noch StadtbesucherInnen haben bei uns die Möglichkeit, sich rasch und ohne komplizierte Rahmenbedingungen auf öffentlichen Plätzen ein Fahrrad auszuleihen.
Zwar war im März 2012 von der damaligen Verkehrsreferentin Lisa Rücker mit viel Ach, Krach, Trara und Getöse mit dem City Bike ein Fahrradverleihsystem ins Leben gerufen worden. Allerdings: Dem 380.000 Euro teuren Projekt, mit dessen Umsetzung die e-mobility (sprich Holding) betraut wurde, war schon vor dem Start ein „Bauchfleck“ prophezeit worden: „Unattraktiv, weil viel zu teuer und mit einem bürokratischen Buchungssystem versehen – das ist alles andere als benutzerinnenfreundlich!“, lautete die Kritik. Denn wenn man für vier Stunden bis zu 10 Euro für ein Citybike zahlt (zum Vergleich: in Wien ist die erste Stunde gratis, vier Stunden kosten vier Euro), lockt dieser Tarif wohl nur die wenigsten auf ein Fahrrad. Ganz zu schweigen von der alles andere als flächendeckenden Verleihstations-Auswahl: In Graz gibt es gerade mal 14 Verleihstationen, und zwar bei sogenannten Partnern wie Hotels, Geschäften etc – Wien verfügt über 120, großteils im öffentlichen Raum und damit für jedermann/jede Frau sichtbar!
Fazit: Jetzt auf technische Verleih-Revolution mit Apps, Bluetooth setzen zu wollen, wie das die e-mobility möchte, ist zwar gut gemeint: aber ein Fahrrad mit einem Loch im Schlauch wird um nichts runder laufen, wenn man es mit einem elektrischen Lamperl ausstattet. Soll heißen: Statt weiter herumzudoktern, a) sollte zu allererst eine klare Kosten-Nutzen-Analyse des derzeitigen Modells samt Analyse der Schwachstellen in Angriff genommen werden: 380.000 Euro Steuergeld sind schließlich keine Kleinigkeit – und der Grazer Gemeinderat/die GrazerInnen haben das Recht zu wissen, was mit dem Geld passiert ist, ob und wie sich diese Investition ausgewirkt hat. b) diese Analyse hat in die (Weiter)Entwicklung eines attraktiven Verleihsystems einzufließen und c) diese Weiterentwicklung darf nicht hinter verschlossenen e-mobility-Türen und ohne Rücksprache mit den VerantwortungsträgerInnen in den Fachabteilungen und im Rathaus erfolgen, um als „Überraschungspaket“ den GrazerInnen präsentiert zu werden: Auch da ist wiederum Steuergeld im Umlauf, weswegen die Fachabteilungen und der zuständige Verkehrsstadtrat einzubinden sind; zumal e-mobility-Argumente wie „im geschützten Altstadtbereich ist das Aufstellen von Verleihsystemen schwierig“, weshalb man mit privaten Verleihern wie Hotels kooperieren müsse, hinterfragenswert sind. Wieso soll in Graz nicht möglich sein, was in Wien sehr wohl möglich ist: nämlich ein vernünftiges, attraktives Fahrradverleihsystem, das dem Leihfahrrad Platz im öffentlichen Raum gewährt, das auch flächendeckend Verleihstationen im öffentlichen Raum vorsieht, aber nicht Leihfahrräder vor potentiellen InteressentInnen versteckt.
Namens der sozialdemokratischen Gemeinderatsfraktion stelle ich daher den
Dringlichen Antrag: