„Die größte Anziehungskraft auf den Menschen üben, anscheinend, andere Menschen aus.“ (William H. White, Urbanist und Journalist, Autor u.a. von „The Social Life of Small Urban Spaces”)
Der öffentliche Raum prägt das Bild einer Stadt und ist ein wesentliches Element für die Lebensqualität ihrer BewohnerInnen. Er ist einerseits Basis, aber auch Produkt des Lebensgefühls der Menschen in einer Stadt. In einer lebendigen Stadt halten sich Menschen gerne im öffentlichen Raum auf, der allen Menschen gleichberechtigt zur Verfügung stehen soll.
 
Der Stadtpark in Graz ist nicht nur ein wertvoller und höchst schützenswerter Naturraum, sondern wird von den Menschen immer stärker als Raum für ihre sozialen Kontakte und Aktivitäten erobert. 
Dies gilt nicht nur für den Stadtpark, sondern für den öffentlichen Raum in unserer Stadt insgesamt. 
Dies stellt eine rasant wachsende Stadt wie Graz aber auch vor große Herausforderungen.
 
Öffentliche, private und kommerzielle Interessen treffen im öffentlichen Raum aufeinander. Die unterschiedlichen Bedürfnisse einer heterogenen Bevölkerung (z.B. Jung/Alt) führen zu vielfältigen und zum Teil sich widersprechenden und konkurrierenden Anforderungen an den öffentlichen Raum. Gerade dort, wo intensiv und vielfältig genutzte öffentliche Räume an Wohngegenden oder Geschäftsbereiche grenzen, entstehen häufig Konflikte. 
 
In einem solch komplexen Umfeld gilt es, vorausschauend zu planen, die unterschiedlichen NutzerInnengruppen und ihre Bedürfnisse einzubeziehen und dadurch auch präventiv gegen mögliche künftige Nutzungskonflikte zu wirken. 
 
In anderen Städten wird in letzter Zeit das Modell der „Funktions- und Sozialraumanalyse“– als Vorstudie zu Planungen im öffentlichen Raum eingesetzt, das sozialräumliche, physische und funktionale Aspekte des öffentlichen Raums beleuchtet. Die Funktions- und Sozialraumanalyse verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, das heißt, es werden sozialwissenschaftliche und planerische Methoden kombiniert. Zentral ist dabei das Einbeziehen von NutzerInnenperspektiven in den Planungsprozess. Dieses Modell könnte auch bei der Planung von Bauprojekten in der direkten Umgebung stark genutzten öffentlichen Raums sehr hilfreich sein, um Konflikte einzelner NutzerInnengruppen schon im Vorfeld möglichst gering zu halten. 
 
Im Falle des Stadtparks ist - im Zusammenhang mit der Errichtung der Bauten am Pfauengarten - mit solchen Konflikten nicht nur zu rechnen, sie scheinen vorprogrammiert zu sein. VertreterInnen von Occupy Stadtpark bemühen sich in Gesprächen mit den Investoren und Bauträgern Fleissner & Partner im Vorfeld auf mögliche Nutzungskonflikte zwischen den Stadtpark-NutzerInnen und den künftigen BewohnerInnen des Pfauengarten-Projekts hinzuweisen: Mangelnde Information und mögliche Lärmbelästigung (die Wohnungen werden mit dem Attribut „ruhige Lage“ beworben) sind  hierbei natürlich ein großes Thema. Fleissner & Partner monieren ihrerseits, dass die Stadtpolitik oft angekündigte Informationsprozesse nur in geringem Ausmaß durchgeführt habe.
 
Gleichzeitig steht der Stadtpark auch als Naturraum im öffentlichen Interesse. Nachdem es nun gelungen scheint, dass ein Großteil des Grazer Stadtparks wieder „geschützter Landschaftsteil“ ist, gilt es, die geplanten Maßnahmen aus dem Parkpflegewerk öffentlich zu diskutieren. Zur Erinnerung: Am 02. Juli 2013 wurde das Parkpflegewerk Grazer Stadtpark einer ausgewählten Öffentlichkeit – u.a. dem Naturschutzbeirat der Stadt Graz - präsentiert. Damals wurde als Ziel für die nächsten Monaten angekündigt, prioritäre Maßnahmen zu definieren und im Spätherbst (2013) ein diesbezügliches Stück in den Gemeinderat einzubringen. 
 
Großer Konsens herrschte bei dieser Präsentation darüber, dass bei allen Erhaltungs- und Pflegearbeiten sensibel vorgegangen werden soll: „Es gilt jedoch, so viel wie notwendig und so wenig wie möglich!“ In der Folge  haben im Rahmen des Stadtparkdialogs zwei öffentliche Begehungen mit Präsentation von angedachten Maßnahmen stattgefunden, ein weiterer Termin musste auf Frühjahr 2014 verschoben werden und hat bis dato nicht stattgefunden. Auch die Diskussion auf politischer Ebene mit den Grazer Gemeinderatsfraktionen ist noch ausständig.
 
Die im Frühjahr 2014 beschlossenen Leitlinien für BürgerInnenbeteiligung böten nun die Chance, den begonnenen Diskussionsprozess rund um das Parkpflegewerk nicht nur fortzusetzen, sondern als Planung der Stadt Graz einem breit angelegten Beteiligungsprozess zu unterziehen.
 
 
Daher stelle ich namens des Grünen Gemeinderatsklubs - ALG folgenden 
 
Dringlichen Antrag
 
Der Gemeinderat der Stadt Graz möge im Sinne des Motivenberichts beschließen:
 
=1.     Die für Bauangelegenheiten sowie Stadteil- und Gemeinwesenarbeit zuständige Stadträtin Elke Kahr wird beauftragt, ehebaldigst einen Informations- und Diskussionsprozess zu starten, um künftige Nutzungskonflikte zwischen den StadtparknutzerInnen und den „PfauengartenbewohnerInnen“ so gering wie möglich zu halten.=
 
=2.     Das Stadtplanungsamt der Stadt Graz möge prüfen, in wie weit das Instruments der „Funktions- und Sozialraumanalyse“ bei gestalterischen Eingriffen in stadtweit bedeutenden öffentlichen Raum sowie bei Planungsprojekten mit absehbaren Nutzungskonflikten im Vorfeld der Planungen eingesetzt werden kann.= 
 
 
=3.     Bürgermeister Nagl wird ersucht, die künftige Gestaltung des Stadtparks auf die Vorhabensliste der Stadt Graz zu setzen und für einen BürgerInnenbeteiligungsprozess gemäß den kürzlich beschlossenen Leitlinien für BürgerInnenbeteiligung zu sorgen.=