Dem Abschnitt Wirtschaft im Parteiprogramm möge folgender Punkt hinzugefügt werden:
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Transparenz und Open Data in der Wirtschaft
Märkte funktionieren am fairsten und damit am gesamtgesellschaftlich vorteilhaftesten, wenn alle Teilnehmer Zugang zu umfassenden und gleichen Marktinformationen haben (Angebot, Nachfrage, Transaktionen, Produktmetadaten, Externalitäten) und auf dieser Basis im Eigeninteresse möglichst rational und verantwortungsbewusst handeln können.
Es liegt in der Natur von Unternehmen (jedenfalls von Kapitalgesellschaften, die primär im Sinne des shareholder value handeln), nach Informationsasymmetrie zu streben. Ein Informationsvorsprung erzeugt ein Machtgefälle, das gegen Kunden oder Konkurrenz auf Kosten der Allgemeinheit ausgenützt werden kann. Die Piratenpartei lehnt künstliche Zurückhaltung und Verknappung von Information und Wissen generell ab und strebt ein Wirtschaftssystem an, in dem ausschließlich freiwillige Win-Win-Situationen zustandekommen.
Informationstechnologie erlaubt uns, diese Informationsasymmetrie mehr als je zuvor zu vermindern. Durch Zugänglichmachung und Verbreitung von Information wird die Mündigkeit der Konsumenten gefördert – rationalere Entscheidungen werden so möglich.
Zertifizierungen, Produkthaftungs- und Gewährleistungsgesetze, Nährwerttabellen, Biosiegel, der Spritpreisrechner uvm. sind einige der heute existierenden Maßnahmen gegen Informationsasymmetrien. Mit den Mitteln der Informationstechnologie können diese Bemühungen konsequent ausgeweitet werden.
Die Piratenpartei fordert, in einem ersten Schritt die Zugänglichmachung folgender weiterer Daten zu evaluieren: Angebot (Preise, Lagerstände), Produktdaten (erwartbare Lebensdauer, Herkunftsdaten, Ökobilanz, Transportkosten/wege, Tierhaltung/Tiertransporte/Tierversuche, gentechnisch veränderte Lebensmittel im Futter bei Tierprodukten, Produktions- und Arbeitsbedingungen, Besitzverhältnisse & -strukturen) sowie zustande gekommenen Transaktionen (z.B. auf dem Wohnungsmarkt).
Diese Daten sollen von Marktteilnehmenden anfangs freiwillig, später verpflichtend zur Verfügung gestellt werden. Dabei muss natürlich auf den Datenschutz sowie die dadurch entstehenden zusätzlichen Kosten geachtet werden. Vor allem dürfen solche Bedingungen nicht die Eintrittshürde für neue Teilnehmer in einen Markt erhöhen und somit die Machtposition etablierter Unternehmen zementieren. Die Privatsphäre Einzelner darf ebenfalls nicht beeinträchtigt werden. Ein Einschnitt in bisherige "Betriebsgeheimnisse" ist jedoch unvermeidlich.
Sämtliche Veröffentlichung von Information hat dezentral und online in standardisierten Formaten zu erfolgen.
Begründung
Wir wollen mündige BürgerInnen – eine Voraussetzung dafür ist die Verfügbarkeit von Information zur Entscheidungsgrundlage.
So wie das BGE einen Freiheitssockel und ein Transparenzgesetz einen Informationssockel in der Politik schafft, kann Open Data einen Informationssockel auf Märkten schaffen.
Dieser Programmpunkt schafft die Datenlage für Anwendungen wie diese.
Die Forderung ist noch ein wenig utopisch und vage – ein Umsetzungsplan/guter erster Usecase muss noch ergänzt werden – passt aber gut zu den anderen Piratenthemen und ist originell.
Dieser Text kugelte seit Oktober 2012 in einem Pad der TF:Wirtschaft rum. Aus Anlass einer Twitter-Konversation stelle ich ihn jetzt hier zur Diskussion.