Die Kettendelegationen im Liquid Feedback sind abzuschaffen.

Begründung

Vertrauen (vom lateinischen "mandare" = "vertrauen" leitet sich das politische Mandat ab) ist keine transitive Relation: wenn Person A Person B vertraut, und B wiederum C, dann heisst das noch lange nicht automatisch, dass A C vertraut.

Je länger eine Delegationskette ist umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Stimme letztlich bei jemandem landet, den man nicht kennt, bzw. dem man misstraut.

Die Kettendelegationen sind so gesehen ein "worsening update" der Demokratie. (So ähnlich wie Windows Vista ein "worsening update" von Windows XP war)

Außerdem besteht die Gefahr, dass Kettendelegationen korrumpierende Machtstrukturen verfestigen und innerparteilich übermächtige Superdelegierte schaffen.

Das von den Kettendelegationsfetischisten vorgebrachte Argument, man könne die Delegation ja zurückziehen, ist vielfach unlogisch: wenn A an B delegiert, und B an C, dem A auch vertraut, und C an D, den A auch vertraut, aber dann D an E, dem A nicht mehr vertraut, dann hat A nur die Möglichkeit, die Delegation an B zurückzuziehen, weil B an C delegierte, dem A VERTRAUTE.
Aber das, was A will, ist ja nicht die Delegation an B zurückzuziehen, sondern verhindern, dass D (dem A vertraut) die A-Stimme an E weiterdelegiert (dem A nicht mehr vertraut).
D.h. rein pragmatisch ist der User bzw. die Userin gezwungen, sich damit abzufinden, dass die eigene Delegation über die Kette gelegentlich bei jemand landet, den man nicht kennt, dem man nicht vertraut, dem man mißtraut. Ein Zurückziehen einer Delegation, die in 99 Fällen passt, aber in einem Fall über die Kette bei einer Person landet, der man mißtraut, wird eher nicht stattfinden.
 

Zu Anregungen

Es mag schon sein, dass das Thema schon einmal diskutiert wurde. Dennoch brennt es mir zumindest unter den Nägeln. Und daher thematisiere ich es erneut.

Zur Anregung: "https://lqfb.piratenpartei.at/initiative/show/2298.html
Das Delegationssystem ist ein grundlegendes Tool von Liquidfeedback. Jegliche Verbote oder Anzahlbeschränkungen stellen eine Beschneidung des Systems dar."

Man sollte 2 Themen nicht unsachlich vermischen: die (Direkt-)Delegationen und die Kettendelegationen. Abschaffung von Kettendelegationen stellt keine anzahlmässige Begrenzung von Delegationen dar. D.h. selbst, wenn Kettendelegationen verboten würden, könnte ein Delegierter immer noch 100 oder 1000 Direktdelegationen sammeln.

Bei Kettendelegationen ergeben sich Problematiken, die sich bei Direktdelegationen nicht ergeben. Eben deswegen ist eine Vermischung der Themen Kettendelegationen und Direktdelegationen nicht seriös.

Zur "Beschneidung des Systems": ich kann daran nichts notwendigerweise Verwerfliches erkennen. Schlechte, mißbrauchsgeneigte, unzuverlässige Systeme sollen beschnitten werden.